Nutzen von Fahrradhelmen: Schützt ein Helm vor Verletzungen?

Immer mehr Studien belegen den Nutzen von Fahrradhelmen. Doch warum gibt es in Deutschland keine Helmpflicht bzw. teils sogar Widerstand dagegen?

Es gibt international diverse Studien, die belegen, dass Fahrradhelme das Risiko von schweren Kopfverletzungen deutlich mindern können. Eine dieser Studien stammt von Navindra Persaud vom St. Michael’s Hospital in Toronto. Persaud wertete die Daten von 129 tödlich verunglückten Radfahrern aus. Das Ergebnis der Studie: Wer ohne Helm fährt, hat ein 2,5-fach höheres Risiko eine Kopfverletzungen zu erleiden.

Studien der Helmgegner

Es gibt allerdings auch Studien, die einem Nutzen von Radhelmen widersprechen. In einer 2004 durchgeführten Untersuchung von Frank Thomas Möllmann und seinen Kollegen vom Universitätsklinikum Münster konnten keine Beweise dafür gefunden werden, dass ein Radhelm schwerere Kopfverletzungen zuverlässig verhindert. Die Schwere der Verletzungen unterscheide sich kaum zwischen Radfahrern mit und ohne Helm. Karsten Mülder, Unfallchirurg aus Berlin hält dagegen: Er kenne keine Studie, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügen würde, um den fehlenden Nutzen zu beweisen (mehr Infos zu diesem Thema bietet auch dieser Artikel in der taz). Zudem wird häufig nicht bedacht: Wer durch einen Fahrradhelm eine Kopfverletzung verhindert, bspw. bei leichteren Unfällen, taucht in der Unfallstatistik gar nicht erst auf. Das heißt, der Nutzen von Fahrradhelmen wird in diesen Fällen statistisch gar nicht erfasst.

Die Gegner einer generellen Helmpflicht für Radfahrer weisen auch gerne auf den Selbstversuch des britischen Verkehrspsychologen Ian Walker hin. Walker untersuchte 2006 als Radfahrer die Überholmanöver von Autofahrern, und hielt dies mit einer Videokamera und einem Ultraschallmessgerät fest. Das Ergebnis war überraschend: Autofahrer hielten beim Überholen deutlich weniger Abstand, wenn er einen Helm trug. Als mögliche Erklärung führt Walker an, dass Autofahrer Radfahrer mit Helm für erfahrener halten könnten und somit nicht einem Ausscheren rechnen würden.

Der Selbstversuch von Walker zeigt, dass die Debatte um Fahrradhelme durchaus komplizierter ist, als es zunächst den Anschein haben mag. Eines kann aber als gesichert gelten: Kommt es zu einem Unfall bei dem der Kopf in Mitleidenschaft gezogen wird, ist es in jedem Fall vorteilhafter einen Helm zu tragen.

Minderheit der Radfahrer in Deutschland trägt Helm

Nach Zahlen der Bundesanstalt für Straßenwesen trugen im Jahre 2013 gerade einmal 15 Prozent aller Radfahrer einen Helm. Wäre dies nicht ein Grund zur Einführung einer Helmpflicht? In der Vergangenheit  haben wir uns bereits mit den Pro und Contra der Helmpflicht für Radfahrer beschäftigt.

Wie stehen Sie zum Thema? Hinterlassen Sie uns gerne einen Kommentar. Wenn Sie noch auf der Suche nach einem neuen Fahrradhelm sind, dann empfehlen wir Ihnen einen aus unserem Fahrradhelm Test 2024.

5 thoughts on “Nutzen von Fahrradhelmen: Schützt ein Helm vor Verletzungen?

  1. ch verstehe einfach nicht, dass der Nutzen von Fahrradhelmen in Frage gestellt wird! Und das auch noch von Experten! Das ein Fahrradhelm eine zusätzliche Knautschzone bietet ist doch offensichtlich. Und ich muss auch kein Physiker sein um zu wissen, dass ein Helm die Kraft, die bei einem Aufprall entsteht, in abgeschwächter Form an den Kopf weiterleitet. Wer den Nutzen von Fahrradhelmen in Frage stellt, kann sich gerne auch für Airbags in Autos einsetzen, die nur bei Unfällen über 50 Km/h aufgehen. Drunter würden die ja sonst eh keinen Nutzen haben, gell?

  2. @Pueblo
    Kann mich dem nur anschließen. Ich kann es auch nicht begreifen wennf ganze Kampagnen gegen Fahrradhelme gestartet werden. Allen voran von den Damen und Herren vom ADFC. Dabei sollten die doch eigentlich für das Wohl von Radfahrern eitreten.

    1. Hallo Tom,
      danke für deinen Kommentar. Wir müssen hier eines richtig stellen: der ADFC setzt sich nicht gegen Fahrradhelme an sich ein, sondern gegen eine gesetzlich verordnete Helmpflicht für Radfahrer.

      Viele Grüße
      Tobias von der „Fahradhelme Test“-Redaktion

  3. Ein Kollege hat schon zwei Unfälle selbst erlebt, die er nach eigener Aussage ohne Fahrradhelm nicht oder nur schwer verletzt überlebt hätte. Dank (hinterher kaputtem) Fahrradhelm hat er keinen Schaden davongetragen und es kam auch nicht zu einer Unfallaufnahme. Entsprechend sind beide Vorfälle in keiner Statistik erfasst.
    Mein Sohn würde von einem Auto angefahren. Mein Sohn fiel auf die Straße und schlug mit dem Kopf auf – Dank Fahrradhelm hatte dieser nur eine Schramme, mein Sohn blieb unverletzt. Auf eine Unfallaufnahme verzichteten wir. Auch dieser Unfall kam nicht unüblich Statistik. Ihr Helm hätte das wohl anders ausgesehen!

  4. Auch ich war ein Gegner von Fahrradhelme. Man schaut ja nicht so cool aus u.s.w.
    Dann kam der Tag X und ich fuhr mit meinem Nachbarn eine Runde mit dem MTB. Er bestand darauf
    bitte fahre mit Helm, was sich später als richtig erwiesen hat.
    Wir fuhren auf einen asphaltierten Radweg nebeneinander und unterhielten uns.
    Bei einer leichten Rechtskurve wegen Sand rutschte mein Vorderrad leicht weg, was zur Folge hatte , dass ich voll in die Eisen ging und die Scheibenbremsen blockierten. Ich überschlug mich mit dem Rad und als erstes landete ich mit dem Kopf und dann mit der Schulter am Boden. Das Problem war auch noch, dass ich mit Klicker fest mit den Pedalen verbunden war.
    Mein erster Gedanke beim Aufprall… mein Kopf
    Gott sei Dank Helm.
    Außer dass sich mein Shirt in die linke Schulter „ einbrannte „ und paar Hautabschürfungen ist mir nichts passiert. Dank Nachbar und Helm – ohne wäre die Aktion katastrophal wenn nicht tödlich ausgegangen.
    Ich kann nur jeden empfehlen nur mit Helm Fahrrad zu fahren. Mir läuft es eiskalt den Rücken runder , wenn mir Leute ohne Kopfbedeckung auf dem Rad entgegen kommen. Jedesmal denke ich an die Situation.
    Heute verstehe ich nicht, dass man über das Thema
    mit Helm oder ohne diskutiert…..für mich nur noch mit.

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